Freitag, 15. Mai 2015

20 Jahre Krötenzaun - was nun?

Seit 20 Jahren werden an der L4113 und an der B26 jährlich etwa 1200 m Krötenzaun aufgestellt und betreut, um das Aussterben der Amphibien im Gebiet Würflach / Willendorf zu verhindern. Dabei wird auch eine Bestandszählung durchgeführt. Leider müssen wir trotz der Krötenzaunaktion einen steten Rückgang der Erdkröten feststellen:
Heuer konnten an der L4113 nur mehr 105 Erdkröten und 6 Frösche, an der B26 gar nur 68 Erdkröten und 4 Frösche gezählt werden.

Natürlich gibt es mehrere Faktoren, die unsere Amphibien an den Rand des Aussterbens gebracht haben: der Verlust von Feuchtlebensräumen (Trockenlegung von Feuchtwiesen, Zuschütten von Tümpeln, Umwandlung von Feuchtwiesen in Ackerland), Verlust der Durchgängigkeit von Amphibienwanderstrecken durch die Errichtung von Zaunsockeln, Straßenverkehr.

Mit unseren Krötenzäunen können wir die Bedrohung durch den Straßenverkehr bei der Wanderung der Tiere zu den Laichgewässern deutlich reduzieren. Aber anders sieht das Ganze schon bei der Abwanderung der Jungtiere im Sommer aus. Auch die Jungtiere müssen die Straßen überqueren. Ebenso die adulten Tiere bei der Rückwanderung in ihre Winterquartiere. Es ist unmöglich, diese Wanderungen durch Krötenzäune zu sichern.

Einzig ein fix installiertes Amphibienleitsystem, welches am Markt schon seit vielen Jahren angeboten wird, kann hier effiziente Abhilfe schaffen. Bei einem solchen fix installierten System beidseits der Straße werden die Amphibien zu Durchlässen unter der Straße geleitet, die sie dann sicher durchqueren können. Seit nunmehr ebenfalls 20 Jahren drängen wir auf die Errichtung eines solchen Systems zumindest an der B26. Leider ohne Erfolg.

Die Bestände der Amphibien sind trotz Krötenzaunaktion dramatisch zurückgegangen und es ist kein Umdenken bei den Verantwortlichen in der Politik in Sicht.

Was nun? Müssen wir dem Artensterben chancenlos zusehen? Werden unsere Enkelkinder Kröten und Frösche nur noch aus dem Bilderbuch kennen?

Aufbau des Krötenzauns an der B26
warum geben wir diesen interessanten Tieren keine Chance?


Sonntag, 15. Februar 2015

Fledermausschutz im Winter - was kann man tun?

Wie bereits mehrmals erwähnt: alle 29 in Österreich lebenden Fledermausarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ein wichtiger Faktor ist die Erhaltung der Winterquartiere!
Hier unterscheiden wir die Quartiere in Höhlen, Stollen, Kellern und die der baumlebenden Arten in den Baumhöhlen alter, starker Bäume.

Was kann der Einzelne zum Schutz der Fledermäuse im Winter beitragen?

Die Tiere, die ja nur ein paar Gramm wiegen (Zwergfledermaus: 3,5 Gramm), brauchen ihre Energiereserven, die sie während des Sommers gespeichert haben, um den Winter zu überleben. Das heißt, jede Störung der Tiere bedeutet für diese einen unnötigen Energieverlust, der zum Tod führen kann. Somit sollten Winterquartiere möglichst nicht betreten werden, die Tiere nicht durch Beleuchten oder durch Einbringung von Wärme gestört werden.
Wichtig zu wissen ist auch, dass mit Ausnahme der beiden Hufeisennasenarten die meisten Fledermäuse während der Winterruhe, zum Schutz gegen die Kälte, oft tief in engen Spalten verkrochen überwintern und für uns kaum sichtbar sind. So würde das Entzünden von Feuer in einer Höhle oder einem Stollen zum Ausräuchern der schlafenden Tiere führen.
Sinnvoll erscheint auch, wichtige Fledermaus-Winterquartiere mit fledermausgerechten Absperrungen zu versehen, um während des Winters den Zutritt zu verhindern.


vorbildliche Fledermaustür beim Langen Loch (Flatzer Wand)

Sollte jemand erfahren oder beobachten, dass Stollen oder Keller zerstört (verfüllt, zugesprengt, zugemauert) werden sollen, so sollte das umgehend gemeldet werden, denn es könnte sich um ein potentielles Fledermaus-Winterquartier handeln. Leider sind vor einigen Jahren in Niederösterreich viele Stollen verfüllt und zugeschüttet worden und dabei wertvolle Quartiere zerstört worden.

Bei den baumlebenden Fledermausarten geht es vor allem um die Erhaltung alter Bäume (alte Baumriesen stellen an sich ein wertvolles Biotop, nicht nur für Fledermäuse, dar). Gegen die Rodung alter Bäume sollte versucht werden entgegenzuwirken und die negativen Folgen aufzuzeigen. Leider kommt es derzeit wieder zu verstärkten Rodungen alter Bäume in unserer Region.

Ja, durch kleine Beiträge und die Aufmerksamkeit vieler Naturliebhaber kann einiges bei der Erhaltung von Fledermaus-Winterquartieren erreicht werden!


Sonntag, 8. Februar 2015

Unser Beitrag zum Fledermausschutz: die jährlichen Winterkontrollen

Unser Beitrag zum Fledermausschutz besteht vorwiegend in der jährlichen Kontrolle der uns bekannten Winterquartiere. Das sind jene Keller, Höhlen und Stollen, in denen die Fledermäuse ihre Winterruhe halten. Beim gesamten Fledermausschutz arbeitet unser Fledermausteam eng mit der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -Forschung in Österreich) zusammen, ein professionelles Expertenteam, das uns mit dem nötigen Fachwissen und entsprechender technischer Ausrüstung unterstützt.


Ausstieg aus dem Aquaduktstollen (Winterkontrolle 2015)

Was ist der Sinn dieser Winterkontrollen?

Bei diesen Kontrollen wird eine jährliche Bestands- und Artenkontrolle durchgeführt. So erfahren wir mehr darüber, welche Fledermausarten in welcher Anzahl in unserer Region leben. Diese Daten werden von uns an die KFFÖ weitergegeben und stehen somit österreichweit zur Verfügung. Diese Daten bilden die Grundlage für nationale und regionale Programme (Schutzmaßnahmen oder Forschungsaufträge) zum Schutz einzelner Arten. Im Rahmen von gesamteuropäischen Projekten werden die Daten bei Bedarf auch auf europäischer Ebene verwendet.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, das die Qualität der Quartiere jährlich begutachtet wird und auf negative Veränderungen sofort reagiert werden kann.

Was sind die Ergebnisse der Winterkontrollen in unserer Region?

Da wir natürlich nur einen kleinen Teil der Quartiere überhaupt kennen, kann daraus auch nur eine sehr beschränkte Aussage zu den Fledermausbeständen gemacht werden. Es freut uns natürlich, die stark bedrohte Große Hufeisennase und die stark bedrohte Mopsfledermaus in den Kellern und Stollen der Umgebung finden zu können, einen Rückschluss auf den Gesamtbestand können wir aber nicht ziehen. Dies ist nur mit den österreichweit gesammelten Daten bei der KFFÖ möglich.

Bezüglich der Erhaltung der Winterquartiere gibt es leider einige negative Meldungen: So wurde der unter NATURA 2000 - Schutz stehende St. Johannstollen nahezu vollständig verfüllt, vom Werkskanalstollen blieb nur noch ein mit Ringen ausgelegter Schacht übrig und der Friedhofsstollen wurde zur Gänze zugeschüttet. Somit haben wir ein sehr wichtiges und zwei kleinere Winterquartiere in den letzten Jahren verloren.
Positiv zu vermerken ist jedoch, dass auf Grund unserer Mitteilung an die NÖ Umweltanwaltschaft die Verfüllung der drei großen Stollen Blindendorf A, Blindendorf B und Semperit von dieser gestoppt wurde und sich in diesen die Zahl der überwinternden Fledermäuse wieder langsam mehrt.


Winterkontrolle im Langen Loch (Flatzer Wand)

Vermeidung von Störungen in Winterquartieren:
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Winterruhe der Fledermäuse möglichst nicht gestört werden darf, da die Tiere bei unnötigen Störungen lebensnotwendige Energiereserven verbrauchen würden.
Auch wir nehmen darauf Rücksicht: so wird jedes Winterquartier nur einmal pro Winter besucht, das Fotografieren der Tiere wird auf ein minimales Ausmaß beschränkt und die Quartiere werden nur in kleinen Gruppen betreten um die unnötige Einbringung von Wärme hintanzuhalten.


Sonntag, 1. Februar 2015

Die "österreichische" Fledermaus - das Graue Langohr

Das Graue Langohr hat seinen (international einheitlichen) lateinischen Namen plecotus austriacus erhalten, weil ein Österreicher diese Art 1960 für Mitteleuropa neu entdeckt hat. Es gehört (logischerweise) zur Familie der Langohren. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass es nur zwei Langohrenarten in Österreich gibt: das Braune Langohr und eben das Graue Langohr. Fledermausforscher haben aber schon immer geahnt dass es noch eine dritte Art gibt, die aber sehr schwer von den beiden anderen zu unterscheiden ist. Inzwischen konnte man auf Grund der besseren technischen Möglichkeiten in der Fledermausforschung diese dritte Art tatsächlich nachweisen.

Warum der Name Langohr? Diese Arten haben wirklich extrem lange Ohren (Ohrlänge 31 - 41 mm), mit denen sie im Jagdflug ihre Ultraschallortung optimal nutzen können. Problematisch sind die langen Ohren aber im Winter. Da müssen die Tiere Acht geben, dass ihnen nicht die Ohrenspitzen abfrieren. Da die Fledermäuse ja quasi mit den Ohren sehen (Ultraschallortung), wäre das Abfrieren der Ohrenspitzen fatal. Daher klappen sie ihre langen Ohren im Winterschlaf einfach unter ihre Flügel, um sie warm zu halten. Was wir dann zu sehen bekommen, ist keineswegs das Ohr, sondern nur der Dragus!

Das Jagdbiotop des Grauen Langohrs sind Kulturlandschaften bis etwa 400 m Seehöhe, wo sie Nachtfalter, Zweiflügler und kleine Käfer jagen. Sie meiden größere Waldgebiete und zählen zu den wärmeliebenden Arten. Die sehr kleinen Wochenstuben (meist nur 10-30 Weibchen) befinden sich in Dachböden, wo die Weibchen ein Junges bekommen. Als Winterquartiere werden Höhlen, Stollen und Keller genutzt. Die Grauen Langohren sind sehr ortstreu, meist liegen die Sommer- und Winterquartiere in einem Radius von maximal 20 km.

Bei unseren Winterkontrollen konnten wir in zwei verschiedenen Stollen im Schwarzatal jeweils ein Graues Langohr nachweisen.


Graues Langohr plecotus austriacus im Winterquartier
Die Ohren sind nicht sichtbar unter den Flughäuten versteckt


Leider ist der Bestand des Grauen Langohrs in den letzten Jahren laut Berichten der Fledermausforschung deutlich rückläufig.

Steckbrief Graues Langohr:
Länge Kopf-Rumpf: 41-58 mm (im Vergleich: Ohrlänge 31-41 mm)
Spannweite: 255-292 mm
Status: gefährdet (aber besonders in den letzten Jahren stark abnehmend)





Sonntag, 25. Januar 2015

Spezialist für harte Sachen - die Breitflügelfledermaus

Die Breitflügelfledermaus gehört zu den großen Arten. Sie lebt und jagt vorwiegend im menschlichen Siedlungsraum mit Parks, Gärten und Wiesen. Die Sommerquartiere und Wochenstuben befinden sich vorwiegend in Dachböden, wobei sie sich eher versteckt im Firstbereich hinter Balken und Dachlatten befinden. Einzeltiere finden sich auch hinter Fensterläden. Die Winterquartiere befinden sich in Kellern, Höhlen oder Stollen, fallweise ist sie auch in Kirchen hinter Bildern oder in Holzstößen anzutreffen.
Die Breitflügelfledermaus ist bei uns immer wieder anzutreffen und auch leicht zu erkennen: groß, schwarze Ohren und schwarze Schnauze. Sie zählt zu den ortstreuen Arten und jagt in unmittelbarer Umgebung ihres Quartiers nach Nachtfaltern und Käfern. Dabei ist es ihr auf Grund ihrer besonders ausgeprägten Kiefermuskulatur auch möglich harte Chitinpanzer von Käfern durchzubeissen!

Bei unseren regelmäßigen Sommerkontrollen finden wir auch immer wieder Einzeltiere in Dachböden oder hinter einem Fensterladen, eine Wochenstube ist uns aber nicht bekannt. Im Winter können wir in einem Stollen immer wieder ein bis zwei Breitflügelfledermäuse zählen, wobei diese je nach Temperatur frei an der Stollenwand sitzen oder tief in einen Gesteinsspalte gequetscht überwintern.

Wie bei allen Dachbodenbewohnern gilt es, Einflugöffnungen frei zu halten und bei der Auswahl von Holzschutzmitteln darauf zu achten, dass diese für Säugetiere unschädlich sind!



Breitflügelfledermaus im Winterquartier (Aquaduktstollen)

Steckbrief Breitflügelfledermaus:
Größe Kopf-Rumpf: 62,6 - 82 mm
Spannweite: 315 - 381 mm
Gewicht: 14,4 - 33,5 Gramm
Status: gefährdet

Sonntag, 18. Januar 2015

Vom Aussterben bedroht - die Mopsfledermaus

Die mittelgroße, fast schwarze Art, die ihren Namen auf Grund ihrer mopsartigen Schnauze trägt, ist in Österreich leider vom Aussterben bedroht. Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Hufeisennasen ist die Mopsfledermaus nicht kälteempfindlich und kann auch in kalten Kellern, Stollen und Höhlen überwintern (Temperaturen etwa 2-5°C, fallweise bis -3°C). Die Sommerquartiere befinden sich nicht in Dachböden, da sie zu den baumlebenden Arten gehört. Hier bevorzugt sie Spalten in Rinden, aber auch Baumhöhlen. Ersatzweise werden auch Spalten an Gebäuden oder Quartiere hinter Fensterläden oder in Nistkästen angenommen.
Da die Mopsfledermaus wie bereits erwähnt zu den baumlebenden Fledermäusen gehört, bekommen die Weibchen meist zwei Junge pro Jahr.
Die Mopsfledermaus jagt in waldreichen Vorgebirgs- und Gebirgsregionen, aber auch in Ortschaften nach kleinen, zarten Insekten (Nachtfalter, Zweiflügler, kleine Käfer). Sie kann während des Jahres auch größere Wanderstrecken zurücklegen (bis max. 300 km).

Bei unseren jährlichen Winterkontrollen im Schwarzatal können wir erfreulicherweise immer ein bis zwei Mopsfledermäuse in einem relativ kalten Stollen antreffen.


Mopsfledermaus im Winterquartier

Steckbrief Mopsfledermaus:
Größe Kopf-Rumpf: 45-58 mm
Spannweite: 262-292 mm
Gewicht: 6-13,5 Gramm
Alter: bis zu 23 Jahren
Status: vom Aussterben bedroht

Ein großes Problem für alle baumlebenden Fledermäuse ist natürlich der derzeit verstärkt sichtbare Trend, alte Bäume zu fällen und dadurch die Quartiere der Tiere nachhaltig zu zerstören.

Sonntag, 11. Januar 2015

Die Kleine Hufeisennase - ein Portrait

Im Gegensatz zur Großen Hufeisennase ist die Kleine Hufeisennase in unserer Region noch relativ häufig anzutreffen, während sie zum Beispiel in Deutschland vom Aussterben bedroht ist. Wir kennen im Raum Hohe Wand - Flatzer Wand drei Wochenstuben, wo die Weibchen ihre Jungen (ein Junges pro Weibchen) zur Welt bringen und, genauso wichtig, ein paar intakte Winterquartiere.
Die Kleine Hufeisennase jagt in lichten Wäldern und Parks, in Strauchregionen bis zu einer Höhe von etwa fünf Metern. Sie jagt in schnellem, geschicktem Flug nach Mücken, kleinen Nachtschmetterlingen und Käfern.
Die Kleine Hufeisennase ist eine standorttreue Art, die sich während des ganzen Jahres in einem Umkreis von 5 bis 10 km bewegt. In diesem Umkreis müssen Sommerquartiere, Winterquartiere und entsprechende Jagdbiotope vorhanden sein, um das Überleben der Art zu sichern.
Die Sommerquartiere befinden sich in warmen Dachböden, die Winterquartiere in wärmeren Höhlen, Stollen und Kellern mit Temperaturen von 6 bis 9°C. Die Kleine Hufeisennase hängt in den Winterquartieren frei von der Decke und wickelt zum Schutz gegen Kälte ihre Flughaut um den Körper.

Kleine Hufeisennase im Winterquartier

Steckbrief der Kleinen Hufeisennase:
Gewicht: 5,6 bis 9 Gramm
Größe Kopf - Rumpf: 37 bis 45 mm
Spannweite: 192 bis 254 mm
Status: gefährdet

Kleine Hufeisennasen im Sommerquartier (Wochenstube)