Sonntag, 15. Februar 2015

Fledermausschutz im Winter - was kann man tun?

Wie bereits mehrmals erwähnt: alle 29 in Österreich lebenden Fledermausarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ein wichtiger Faktor ist die Erhaltung der Winterquartiere!
Hier unterscheiden wir die Quartiere in Höhlen, Stollen, Kellern und die der baumlebenden Arten in den Baumhöhlen alter, starker Bäume.

Was kann der Einzelne zum Schutz der Fledermäuse im Winter beitragen?

Die Tiere, die ja nur ein paar Gramm wiegen (Zwergfledermaus: 3,5 Gramm), brauchen ihre Energiereserven, die sie während des Sommers gespeichert haben, um den Winter zu überleben. Das heißt, jede Störung der Tiere bedeutet für diese einen unnötigen Energieverlust, der zum Tod führen kann. Somit sollten Winterquartiere möglichst nicht betreten werden, die Tiere nicht durch Beleuchten oder durch Einbringung von Wärme gestört werden.
Wichtig zu wissen ist auch, dass mit Ausnahme der beiden Hufeisennasenarten die meisten Fledermäuse während der Winterruhe, zum Schutz gegen die Kälte, oft tief in engen Spalten verkrochen überwintern und für uns kaum sichtbar sind. So würde das Entzünden von Feuer in einer Höhle oder einem Stollen zum Ausräuchern der schlafenden Tiere führen.
Sinnvoll erscheint auch, wichtige Fledermaus-Winterquartiere mit fledermausgerechten Absperrungen zu versehen, um während des Winters den Zutritt zu verhindern.


vorbildliche Fledermaustür beim Langen Loch (Flatzer Wand)

Sollte jemand erfahren oder beobachten, dass Stollen oder Keller zerstört (verfüllt, zugesprengt, zugemauert) werden sollen, so sollte das umgehend gemeldet werden, denn es könnte sich um ein potentielles Fledermaus-Winterquartier handeln. Leider sind vor einigen Jahren in Niederösterreich viele Stollen verfüllt und zugeschüttet worden und dabei wertvolle Quartiere zerstört worden.

Bei den baumlebenden Fledermausarten geht es vor allem um die Erhaltung alter Bäume (alte Baumriesen stellen an sich ein wertvolles Biotop, nicht nur für Fledermäuse, dar). Gegen die Rodung alter Bäume sollte versucht werden entgegenzuwirken und die negativen Folgen aufzuzeigen. Leider kommt es derzeit wieder zu verstärkten Rodungen alter Bäume in unserer Region.

Ja, durch kleine Beiträge und die Aufmerksamkeit vieler Naturliebhaber kann einiges bei der Erhaltung von Fledermaus-Winterquartieren erreicht werden!


Sonntag, 8. Februar 2015

Unser Beitrag zum Fledermausschutz: die jährlichen Winterkontrollen

Unser Beitrag zum Fledermausschutz besteht vorwiegend in der jährlichen Kontrolle der uns bekannten Winterquartiere. Das sind jene Keller, Höhlen und Stollen, in denen die Fledermäuse ihre Winterruhe halten. Beim gesamten Fledermausschutz arbeitet unser Fledermausteam eng mit der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -Forschung in Österreich) zusammen, ein professionelles Expertenteam, das uns mit dem nötigen Fachwissen und entsprechender technischer Ausrüstung unterstützt.


Ausstieg aus dem Aquaduktstollen (Winterkontrolle 2015)

Was ist der Sinn dieser Winterkontrollen?

Bei diesen Kontrollen wird eine jährliche Bestands- und Artenkontrolle durchgeführt. So erfahren wir mehr darüber, welche Fledermausarten in welcher Anzahl in unserer Region leben. Diese Daten werden von uns an die KFFÖ weitergegeben und stehen somit österreichweit zur Verfügung. Diese Daten bilden die Grundlage für nationale und regionale Programme (Schutzmaßnahmen oder Forschungsaufträge) zum Schutz einzelner Arten. Im Rahmen von gesamteuropäischen Projekten werden die Daten bei Bedarf auch auf europäischer Ebene verwendet.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, das die Qualität der Quartiere jährlich begutachtet wird und auf negative Veränderungen sofort reagiert werden kann.

Was sind die Ergebnisse der Winterkontrollen in unserer Region?

Da wir natürlich nur einen kleinen Teil der Quartiere überhaupt kennen, kann daraus auch nur eine sehr beschränkte Aussage zu den Fledermausbeständen gemacht werden. Es freut uns natürlich, die stark bedrohte Große Hufeisennase und die stark bedrohte Mopsfledermaus in den Kellern und Stollen der Umgebung finden zu können, einen Rückschluss auf den Gesamtbestand können wir aber nicht ziehen. Dies ist nur mit den österreichweit gesammelten Daten bei der KFFÖ möglich.

Bezüglich der Erhaltung der Winterquartiere gibt es leider einige negative Meldungen: So wurde der unter NATURA 2000 - Schutz stehende St. Johannstollen nahezu vollständig verfüllt, vom Werkskanalstollen blieb nur noch ein mit Ringen ausgelegter Schacht übrig und der Friedhofsstollen wurde zur Gänze zugeschüttet. Somit haben wir ein sehr wichtiges und zwei kleinere Winterquartiere in den letzten Jahren verloren.
Positiv zu vermerken ist jedoch, dass auf Grund unserer Mitteilung an die NÖ Umweltanwaltschaft die Verfüllung der drei großen Stollen Blindendorf A, Blindendorf B und Semperit von dieser gestoppt wurde und sich in diesen die Zahl der überwinternden Fledermäuse wieder langsam mehrt.


Winterkontrolle im Langen Loch (Flatzer Wand)

Vermeidung von Störungen in Winterquartieren:
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Winterruhe der Fledermäuse möglichst nicht gestört werden darf, da die Tiere bei unnötigen Störungen lebensnotwendige Energiereserven verbrauchen würden.
Auch wir nehmen darauf Rücksicht: so wird jedes Winterquartier nur einmal pro Winter besucht, das Fotografieren der Tiere wird auf ein minimales Ausmaß beschränkt und die Quartiere werden nur in kleinen Gruppen betreten um die unnötige Einbringung von Wärme hintanzuhalten.


Sonntag, 1. Februar 2015

Die "österreichische" Fledermaus - das Graue Langohr

Das Graue Langohr hat seinen (international einheitlichen) lateinischen Namen plecotus austriacus erhalten, weil ein Österreicher diese Art 1960 für Mitteleuropa neu entdeckt hat. Es gehört (logischerweise) zur Familie der Langohren. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass es nur zwei Langohrenarten in Österreich gibt: das Braune Langohr und eben das Graue Langohr. Fledermausforscher haben aber schon immer geahnt dass es noch eine dritte Art gibt, die aber sehr schwer von den beiden anderen zu unterscheiden ist. Inzwischen konnte man auf Grund der besseren technischen Möglichkeiten in der Fledermausforschung diese dritte Art tatsächlich nachweisen.

Warum der Name Langohr? Diese Arten haben wirklich extrem lange Ohren (Ohrlänge 31 - 41 mm), mit denen sie im Jagdflug ihre Ultraschallortung optimal nutzen können. Problematisch sind die langen Ohren aber im Winter. Da müssen die Tiere Acht geben, dass ihnen nicht die Ohrenspitzen abfrieren. Da die Fledermäuse ja quasi mit den Ohren sehen (Ultraschallortung), wäre das Abfrieren der Ohrenspitzen fatal. Daher klappen sie ihre langen Ohren im Winterschlaf einfach unter ihre Flügel, um sie warm zu halten. Was wir dann zu sehen bekommen, ist keineswegs das Ohr, sondern nur der Dragus!

Das Jagdbiotop des Grauen Langohrs sind Kulturlandschaften bis etwa 400 m Seehöhe, wo sie Nachtfalter, Zweiflügler und kleine Käfer jagen. Sie meiden größere Waldgebiete und zählen zu den wärmeliebenden Arten. Die sehr kleinen Wochenstuben (meist nur 10-30 Weibchen) befinden sich in Dachböden, wo die Weibchen ein Junges bekommen. Als Winterquartiere werden Höhlen, Stollen und Keller genutzt. Die Grauen Langohren sind sehr ortstreu, meist liegen die Sommer- und Winterquartiere in einem Radius von maximal 20 km.

Bei unseren Winterkontrollen konnten wir in zwei verschiedenen Stollen im Schwarzatal jeweils ein Graues Langohr nachweisen.


Graues Langohr plecotus austriacus im Winterquartier
Die Ohren sind nicht sichtbar unter den Flughäuten versteckt


Leider ist der Bestand des Grauen Langohrs in den letzten Jahren laut Berichten der Fledermausforschung deutlich rückläufig.

Steckbrief Graues Langohr:
Länge Kopf-Rumpf: 41-58 mm (im Vergleich: Ohrlänge 31-41 mm)
Spannweite: 255-292 mm
Status: gefährdet (aber besonders in den letzten Jahren stark abnehmend)