Samstag, 29. März 2014

Chancenlos - Amphibien in Hettmannsdorf

1996 haben wir mit unserem Amphibienschutzprojekt begonnen. Mitten im Ortsgebiet von Hettmannsdorf, bei der Rückert-Villa, überquerten Erdkröten, Springfrösche und Grasfrösche die L4113 auf ihrem Weg vom Hettmannsdorfer Wald (Winterquartier) zum Reiterer-Teich (Laichgewässer). An der etwa 60 Meter langen Stelle haben wir Krötenzäune errichtet und betreut.

Aufbau von 60 m Krötenzaun in Hettmannsdorf  (Foto: 1996)

Erdkrötenweibchen am Krötenzaun

Um auch das Laichgewässer optimal zu gestalten, ist es uns gelungen, dieses zu pachten und als Naturteich zu erhalten. Wir haben hier sogar eine schilfbewachsene Flachwasserzone geschaffen und den zu hohen Fischbestand durch die Umsiedelung von Fischen reduziert.



Der Reiterer-Teich, ein ideales Laichgewässer 

Doch trotz all dieser Bemühungen ist der Bestand der am Krötenzaun gezählten Erdkröten von anfangs 70 Tieren ständig gesunken. Im Jahr 2003 waren dann nur mehr 4 Erdkröten übrig, so dass das Kötenzaunprojekt abgebrochen wurde.

Mit Unterstützung eines Ökologen haben wir die Situation dann analysiert und festgestellt, dass die Verbauung des Gebietes am Heuweg und in der Badgasse die Hauptursache für das Aussterben der Amphibien war. Bei der Bebauung des Gebiets wurden unzählige Zaunsockel errichtet, die für Frösche und Kröten ein unüberwindliches Labyrinth darstellen und den Tieren das Auffinden des Laichgewässers kaum mehr ermöglicht haben. 2013 konnte im Reiterer-Teich keine einzige Krötenlaichschnur mehr vorgefunden werden!

So sind die Hettmannsdorfer Erdkröten trotz Krötenzaunaktion und optimalem Laichgewässer heute praktisch ausgestorben - ein großer Verlust für die natürliche Artenvielfalt in einer ländlichen Gemeinde.

Dies sollten wir zum Anlass nehmen, überall dort, wo noch entsprechende Amphibienpopulationen vorhanden sind, alles zu unternehmen, diese gefährdeten Tiere durch das Setzen entsprechender Maßnahmen langfristig zu erhalten! Dabei sind, wie das traurige Beispiel in Hettmannsdorf zeigt, alle Aspekte zu berücksichtigen: Erhaltung der Lebensräume (wie Feuchtflächen und naturnahe Gärten), Erhaltung der Laichgewässer,  Durchgängigkeit der Wanderstrecken sowie die Sicherung der Straßenquerungen!






Sonntag, 23. März 2014

Neue Tümpel für unsere Amphibien

Wie bereits erwähnt sind die Amphibien ja durch mehrere negative Faktoren an den Rand des Aussterbens gerückt. Neben dem Straßenverkehr, durch den jährlich unzählige Kröten und Frösche ums Leben kommen, spielt auch der Verlust von Feuchtlebensräumen eine große Rolle!

Dem Verschwinden von alten "Krotenlacken" kann man aber zum Teil durch die Neuanlage von Tümpeln und Teichen entgegenwirken. Während die Erdkröten in erster Linie zu ihren Geburtsgewässern (meist größeren Teichen) wandern um sich dort fortzupflanzen, nehmen Wechselkröten und Frösche gerne auch neu geschaffene, kleinere Gewässer zur Eiablage an.

Durch die Schaffung von neuen Teichen und Tümpeln kann man diesen Tieren durchaus eine neue Möglichkeit zur Reproduktion bieten. Das ist aber nur dann zielführend, wenn diese neu geschaffenen Gewässer auch natürlich angelegt sind und nicht etwa durch Fischbesatz den Kaulquappen keine Überlebenschancen lassen!


Der neu geschaffene Haslauer-Teich am Runzengraben
 

Zwischen Würflach und Gerasdorf ist es uns in den letzten Jahren gelungen, entlang des so genannten Runzengrabens zwei Tümpel anzulegen, die nun für Frösche und auch Kröten kleine Laichgewässer bilden.

Der Hofer-Teich, ebenfalls am Runzengraben neu errichtet
 

Wir hoffen, mit diesen beiden Tümpeln einen kleinen Beitrag zum Amphibienschutz leisten zu können und würden uns freuen, wenn dies als Vorbild für andere Neuanlagen dienen würde.
Natürlich spielen neben den Laichgewässern auch andere Landschaftselemente, wie schilfbewachsene Wassergräben, eine wichtige Rolle im Amphibienschutz. Sie geben der Kulturlandschaft Strukturen und Leitlinien, die von den Tieren angenommen und genutzt werden.

Sonntag, 16. März 2014

Krötenzaunprojekt Würflach

Bereits 1996 haben wir an der L4113 zwischen Würflach und Willendorf mit dem Aufstellen von Krötenzäunen begonnen. Anfangs waren es nur 200 Meter, die wir dann innerhalb von 3 Jahren auf die heutige Länge von 500 Metern erweitert haben.
Ab 1997 wurden auch an der B26 zwischen Willendorf und Gerasdorf Krötenzäune errichtet, anfangs ebenfalls nur 200 Meter; heute sind es immerhin 700 Meter!

Die Würflacher Kröten (eigentlich sind es ja hauptsächlich Willendorfer Kröten; aber Naturschutz kennt keine Grenzen, schon gar keine Gemeindegrenzen!) haben es besonders schwer auf ihrem Weg zum Laichgewässer, denn sie müssen gleich zwei stark befahrene Straßen überqueren, die L4113 und die B26.

Die Krötenzäune an der L4113 und an der B26 (orange Farbe)

Wie hat sich die Errichtung der Krötenzäune im Laufe der Jahre ausgewirkt?

Wenn man an den Beginn im Jahr 1996 zurückdenkt, so hat man noch die Bilder vor Augen, wo in den Krötennächten an allen Ecken und Enden Erdkröten versucht haben, die Straßen zu überqueren. Am damals mit 200 Metern noch sehr kurzen Zaun wurden 129 Erdkröten "gefangen" und sicher über die Straße getragen (im Vergleich: 2009 haben wir exakt die gleiche Zahl auf 500 Metern Krötenzaun gezählt!).
Trotz des hohen Engagements sind die Bestandszahlen Jahr für Jahr gleichmäßig abgesunken. So haben wir vergleichbare Zahlen von 1999 mit 329 Erdkröten und von 2004 mit 111 Erdkröten.
Doch unsere Hartnäckigkeit wurde ab 2005 belohnt: die Bestände haben sich erfreulicherweise auf niedrigem Niveau stabilisiert und vereinzelt durften wir uns sogar über besonders gute Jahre freuen.

Alle Jahre wieder: Aufbau von 700 Metern Krötenzaun an der B26

Die Belohnung für all die Mühe: wieder eine Erdkröte in Sicherheit

Abschließend kann gesagt werden: ohne die Würflacher Krötenzaunaktion wären die Erdkröten hier schon ausgestorben. So besteht weiterhin die Chance, diese nützlichen Tiere auch für die nächsten Generationen zu erhalten.
Wie bereits in einem der letzten posts erwähnt ist die Sicherung besonders gefährlicher Straßenabschnitte nur ein Faktor im Amphibienschutz. Bleibt zu hoffen, dass unsere Gesellschaft rechtzeitig erkennt, dass die Erhaltung der Amphibien ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt ist und entsprechende Maßnahmen gesetzt werden!

Dienstag, 11. März 2014

Schutzmaßnahme Krötenzaun

Wie im letzten post dargestellt gibt es zwei große Problemfelder im Amphibienschutz: der Verlust der natürlichen Lebensräume (Feuchtflächen, Laichgewässer) sowie die Bedrohung durch den Straßenverkehr.
Betrachten wir einmal das Thema Straßenverkehr: Bei der Wanderung zu den Laichgewässern müssen die Kröten, Frösche, Unken und Molche immer mehr und immer stärker befahrene Straßen überqueren. Wobei die Überquerung der Straßen doch eine gewisse Zeit dauert, da die Tiere die Gefahr durch den Straßenverkehr nicht kennen und teilweise sogar auf dem Asphalt sitzenbleiben.
Zusätzlich werden die Tiere, die nicht direkt unter die Räder gelangen, durch den Druckunterschied zerfetzt der entsteht, wenn ein Fahrzeug mit 30 km/h oder mehr über sie hinwegrollt.

Was tun?

Für Dorffeste und ähnliche Veranstaltungen werden zwar ganze Straßenabschnitte gesperrt, für den Schutz der Amphibien während der wenigen Nächte der intensiven Laichwanderung ist so etwas aber undenkbar. Die Installation von fixen Amphibienleitsystemen entlang der betroffenen Straßenabschnitte kommt offensichtlich auch zu teuer (in Niederösterreich gibt es davon ein oder zwei). Wollen wir auf solche Lösungen warten, werden die Amphibien bis dahin wohl ausgestorben sein!

Bleibt nur die Eigeninitiative!

Durch die Errichtung von Krötenzäunen entlang der betroffenen Straßenabschnitte werden die Tiere gehindert, auf die Fahrbahn zu gelangen. Die Amphibien suchen den Krötenzaun entlang eine Möglichkeit, das Hindernis zu überwinden. Alle 20 Meter aber sind erdgleich Kübel eingegraben, in die die Tiere dann fallen.


Aufstellen von 700 m Krötenzaun an der B26


Zeitig in der Früh (auf stark betroffenen Abschnitten oder an stark frequentierten Tagen auch spät abends) werden dann von freiwilligen Helfern die Tiere aus den Kübeln genommen und über die Straße gebracht, wo sie ihre Laichwanderung fortsetzen können.


Eine Erdkröte wird über die Straße gebracht



Im Bereich der Gemeinden Würflach und Willendorf werden an der L4113 und der B26 bereits seit vielen Jahren Krötenzäune errichtet. Über die Erfahrungen mit diesen Amphibienstrecken gibt's mehr im nächsten post.




Sonntag, 9. März 2014

Vom langsamen Sterben der Amphibien

Seit tausenden von Jahren leben Amphibien (Kröten, Frösche, Unken, Molche und Salamander) in unserer Natur- und Kulturlandschaft. Noch als Kind, vor etwa 45 Jahren also, konnte ich dort, wo heute keine einzige Erdkröte mehr zu finden ist, fasziniert die Wanderung hunderter dieser Tiere zu ihren Laichgewässern beobachten. Keine Rede von bedrohten Amphibien. Heute sieht die Situation ganz anders aus: alle Amphibienarten stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten!

Wie konnte es soweit kommen?

Schauen wir uns als Beispiel die Lebensweise der Erdkröte an:
Sie überwintert, frostsicher vergraben, in ihrem Winterquartier (wie zum Beispiel im Wald). Zu Beginn des Frühlings wandern die Tiere oft einige Kilometer, um zu dem Gewässer zu gelangen, in dem sie selbst einst zur Welt gekommen sind. Zum Teil finden sich Männchen und Weibchen schon unterwegs zu Pärchen zusammen, wobei dann das wesentlich größere Weibchen sein Männchen huckepack bis zum Laichgewässer trägt. Dort angekommen, wickelt das Weibchen ihre, einer schwarzen Perlenkette gleichenden Laichschnüre im Wasser um Äste, Gräser oder Schilfhalme, während das Männchen währenddessen den Laich befruchtet. Die erwachsenen Tiere verlassen dann meist das Gewässer, um sich in ihre Sommerquartiere (wie zum Beispiel Gärten) zu begeben, während aus dem Krötenlaich Kaulquappen schlüpfen, die bis zum Sommer im Gewässer leben und dort zu fertigen Erdkröten heranreifen. Einmal fertig, verlassen auch die Jungtiere das Gewässer um an Land weiterzuleben. Etwa im September beginnt dann die Rückwanderung zum Winterquartier.


Laichgewässer
 

Was hat sich nun geändert in den letzten Jahrzehnten?

Viele Laichgewässer gibt es nicht mehr, viele der so genannte "Krotenlacken" wurden zugeschüttet. In anderen Amphibienlaichgewässern wurde mit intensiver Fischzucht begonnen, was zur Folge hat, dass die Kaulquappen kaum überleben können. Feuchtlebensräume (wie Feuchtwiesen) wurden durch Drainagen trockengelegt und haben als Amphibienlebensraum stark eingebüßt. Und, da das offensichtlich noch nicht reicht, zerschneiden Straßen die Routen der jährlichen Wanderung zum Laichgewässer. Durch den zunehmenden Straßenverkehr werden beim Überqueren der Fahrbahn jährlich unzählige Tiere zu Tode gefahren, bevor sie sich reproduzieren können.

Erdkröte am Weg zum Laichgewässer
 
So muss leider festgestellt werden, dass der Mensch die Schuld am langsamen Tod der Amphibien trägt. Es ist also höchste Zeit, das Aussterben einer ganzen Gruppe von Lebewesen zu verhindern und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten!

Und nun noch ein erfreulicher letzter Satz: es gibt sehr wohl Möglichkeiten, die Amphibien vor dem Aussterben zu bewahren. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag!